Monday, November 23, 2009

Chinese Drywall: kleiner Hinweis!

Auf Grund des rasanten Immobilienpreisverfalls in den amerikanischen Golfanrainerstaaten und des zur Zeit niedrigen Dollarkurses bereisen wachsende Zahlen deutscher Interessenten Florida auf der Suche nach günstigen Ferienbehausungen.

Sollten Sie den Ankauf einer Immobilie in Florida ernsthaft in Erwägung ziehen, achten Sie darauf, daß bei Reparaturarbeiten keine Rigipsplatten aus China verwendet worden sind.

Die tropischen Stürme der letzten Jahre haben an vielen Gebäuden an der Golfküste beträchtliche Wasserschäden hinterlassen. Der enorme Bedarf an Baumaterial hatte die Liefermöglichkeiten heimischer Hersteller schnell erschöpft. Importeure, zum Teil aus Deutschland, sprangen mit Billigware ein. Vielfach wurden zur Wandinnenverkleidung Kartongipsplatten aus China eingebaut.

Es stellte sich schnell heraus, daß diese Rigipsplatten stark korrosive Stoffe (vor allem Schwefelwasserstoff und Formaldehyd) in hoher Konzentration enthalten. Dies führte in kurzer Zeit zu erheblichen Schäden an elektrischer und sanitärer Installation. Darüber hinaus klagen einige Bewohner über chronische Gesundheitsbeschwerden.

Die Rigipsplatten müssen in diesen Häusern letztendlich ausgetauscht werden. Die geschädigte Infrastruktur, inklusive Heizung und Klimaanlage, muß ersetzt werden. Die Umbauarbeiten sind mit erheblichen Kosten verbunden, die keine Versicherung erstattet.

Bestehen Sie deshalb vor dem Kauf ihres Ferientraumes im Sonnenscheinstaat auf eine rechtsgültiges Gutachten, daß bei Instandsetzungsarbeiten keine chinesischen Rigipsplatten verwendet worden sind. Falls dies der Fall gewesen sein sollte, müssen die Schäden adequat behoben sein. Gutachten und Schadstofftests sind vor Ort erhältlich. Immobilien ohne Zertifikat sind weder versicherbar, noch weiterverkäuflich!

Anhang
  • Immobilienversicherungen sind in Florida recht teuer, insbesondere an der Küste. Flut- und Wasserschäden sind in Minimalversicherungspolicen nicht inbegriffen. Die staatliche Zusatzversicherung deckt Windschäden ab. Es ist darauf wertzulegen, sich neben Feuerschäden auch gegen Flut- und Wasserschäden abzusichern. Schäden durch starken Regen und Flutwasser treten in Florida häufig auf. Mit ihnen muß gerade bei tropischen Stürmen gerechnet werden. Je nach Lage und Wert der Immobilie kann eine Versicherungsprämie $15.000. im Jahr überschreiten.
  • Bob Van Voris and Allen Johnson Jr. berichteten letzte Woche in ihrem Bloomberg News Artikel mit dem Titel "Judge Awards $2.6 Million in Chinese Drywall Suit", daß ein Bundesrichter in New Orleans im ersten Urteil über eine Klage von geschädigten Hausbesitzern gegen den Hersteller chinesischer Kartongipsplatten im Sinne der Kläger entschieden hat. Das Urteil wird einer Vielzahl ähnlicher Klagen als Vorbild dienen (13.4.10).
  • Zu Folge des heutigen Berichts von Robbie Whelan and Dawn Wotapka im Wall Street Journal mit der Überschrift "Wallboard Exporter in Settlement With Beazer Over Costly Repairs" ist einer der größten Vertreiber chinesischer Kartongipsplatten in den USA, Knauf Plasterboard Tianjin Co mit Sitz in Deutschland unter dem Namen Knauf Gips KG, bemüht, durch zügigen Vergleich teure Gerichtsprozesse mit geschädigten Baufirmen zu vermeiden (16.5.10).
  • National Public Radio berichtete heute in seinen Nachrichten unter dem Titel "Jury Awards $2.4M In First Chinese Drywall Trial", daß ein Jurygericht in Florida einem Ehepaar, dessen Neubau durch chinesische Gipsplatten ruiniert wurde, Schadenersatz in der Höhe von  2,4 Millionen Dollar zugesprochen hat. Der Betrag ist zu 55 Prozent vom Vertreiber der Platten, Banner Supply Co., zu bestreiten. Der Rest soll vom Hersteller Knauf Plasterboard Tianjian getragen werden (19.9.10).
  • M.P. McQueen berichtet in seinem Betrag mit der Überschrift "Chinese Drywall Settlement Reached" im Wall Street Journal, dass sich heute im chinesischen Kartongipsplatten Prozess in New Orleans die klagenden Eigentümer von 300 Häusern in vier Staaten mit dem Plattenhersteller Knauf Plasterboard Tianjin (KPT) auf einen Vergleich geeinigt haben. KPT, die Zulieferer und deren Versicherungen erklären sich bereit, die Kosten für den Austausch der Platten und alle notwendigen Hausreparaturen zu tragen, Klimaanlage ausgeschlossen. Die Beklagten gestehen dabei nicht ein, dass die von den Klägern aufgeführten Schäden auf die fehlerhaften Platten zurückzufüheren sind. Die Reparaturarbeiten sind von den Beklagten bewilligten Bauunternehmen durchzuführen. Kosten für Ersatzwohnungen während der Reparaturarbeiten und die damit verbundenen Umzüge werden ebenfalls bestritten. Es ist anzunehmen, dass dieser Vergleich noch ausstehenden Klagen zur Vorlage dienen wird. Klagen gegen das deutsche Unternehmen Knauf Gips KG sind noch nicht entschieden. Die Firma steht auf dem Standpunkt, mit KPT nur eine lose Partnerschaft ohne jegliche Kontrolle zu unterhalten und daher nicht für das Geschäftsgebaren von KPT verantwortlich zu sein (14.10.10).
  • Zu Folge Dawn Wotapkas Artikel mit der Überschrift "Homeowners to Be Repaid in Drywall Settlement", der heute im Wall Street Journal erschien, könnte es in der 'class-action' Schadenersatzklage gegen KPT und anderen chinesischen Kartongipsplattenherstellern im frühen nächsten Jahr zu einer endgültigen Einigung kommen (15.12.2011).
  • Knauf ist nicht der einzige chinesische Hersteller, der schadhafte Kartongipsplatten in die USA lieferte. Wie Andrew Martin in seinem Artikel in der New York Times mit der Überschrift "Turning Point for Suite Over Chinese Drywall" vom 13.10.2012 berichtet, haben U.S. Bundes- und Landesgerichte in den letzten Monaten Taishan Gipsum für die Auslieferung schadhaften Produktes vornehmlich in den Südoststaaten verantwortlich befunden. Diese Entscheidungen eröffenen zwischen 7000 und 10000 betroffenen Hausbesitzern den Weg zur Schadensersatzklage. Der Hersteller ist in Berufung gegangen (15.11.2012).

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